VERNETZTES RAINLAND
Vernetztes Rainland

Ein Modellprojekt für den Insektenschutz im Rhein-Sieg-Kreis

Projektidee

In Zusammenarbeit mit sechs linksrheinischen Städten und Gemeinden werden kommunale Wegraine und vergleichbare Flächen insektenfreundlicher gestaltet. So soll sich dieser Teil des Rhein-Sieg-Kreises zu einem für Insekten wertvollen Lebensraum entwickeln. Angrenzend an intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen wird ein Netz aus Habitaten für Insekten entstehen, das den Tieren eine Wanderung zwischen den Lebensräumen ermöglicht. Dabei sind der Austausch und die Kooperation mit der Landwirtschaft ein essentieller Teil des Projekts. Im Einvernehmen mit den Landwirt*innen werden Lösungen für den Insektenschutz gefunden, die auch für andere Projekte Modellcharakter haben können.

„Vernetztes Rainland“ ist nicht nur ein Modellprojekt für großflächigen Insektenschutz, sondern entwickelt auch Wege der Kooperation verschiedener Interessensgruppen.

Unsere Ziele

Das Projekt will…

  • geeignete Flächen in kommunaler Hand für den Insektenschutz gewinnen
  • ein Netz aus Habitaten schaffen, um nachhaltigen Artenschutz zu gewährleisten
  • die Nutzung für den Insektenschutz kooperativ mit der Landwirtschaft und den Kommunen gestalten und ein Konzept für die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern entwickeln
  • ehrenamtlich und hauptamtlich im Tier- und Naturschutz zusammenarbeiten, um auch privates Engagement effektiv zu nutzen
  • ein Modell zum Insektenschutz in intensiv genutzten Kulturlandschaften mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten entwickeln, das nicht nur den bedrohten Arten unmittelbar hilft, sondern auch die Attraktivität der Landschaft steigert.

 

Das Projektgebiet

Sechs Kommunen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis haben ihr Interesse an der Projektteilnahme bekundet: Bornheim, Alfter, Swisttal, Rheinbach, Meckenheim und Wachtberg.

Die Karte zeigt mögliche Projektflächen, die für die Schaffung eines blühenden Netzwerks genutzt werden können. Sie basiert auf einer Vorab-Analyse und gibt noch nicht die tatsächliche Größe der Projektflächen wieder.

Nun werden die Projektmitarbeiter*innen die genaue Lage der Wegraine  identifizieren und die Projektflächen interaktiv mit den Städten und Gemeinden festlegen.

So wird im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ein Netzwerk aus Lebensräumen für Insekten entstehen. Dabei werden bei der Einsaat und beim anschließenden Monitoring der blühenden Wegraine die verschiedenen landwirtschaftlichen Nutzungsformen berücksichtigt. Im Projektgebiet sind dies v.a. Ackerbau und Gemüse- und Obstanbau. Pflegekonzepte werden auf die landwirtschaftliche Nutzung abgestimmt.

Kartierungen und Analysen

Die Identifizierung der Wegraine wird viel Zeit in Anspruch nehmen, da das kommunale Wegegnetz sehr umfangreich und viefältig ist.

Mittels Karten werden die betreffenden Wegraine identifiziert und mit Luftbildern abgeglichen. Dann folgt die nBegehung im Gelände, bei der die genaue Topografie, die Gegebenheiten vor Ort, die Art der Straße und die angrenzende Bewirtschaftung betrachtet werden. All dies wird genutzt, um zu entscheiden, ob ein Wegrain geeignet ist.

Die Karte zeigt das Netz der Wegraine im Südwesten von Wachtberg. Ein Teil dieser netztartig verlaufenden Strukturen soll im Rahmen des Projektes aufgewertet werden. 
Die Karte zeigt beispielhaft wie umfangreich die Analyse der Wegraine sein muss.

Projektdurchführung

Insektenschutz in der Praxis

Projektmitarbeiter*innen

Der ETN übernimmt die Projektleitung und -koordination. Zudem wurden bei der Hochschule und der Biologischen Station eigens drei Mitarbeiter*innen angestellt. Während die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit und die Unterstützung eines Dialogs zwischen den beteiligten Akteuren betreut, übernimmt die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. einen Großteil der praktischen Feldarbeit im Projekt.

Auswahl der Wegraine

Mittels Analyse von Karten und Begehungen vor Ort werden passende Wegraine ausgewählt. Viele Faktoren sind bei der Auswahl wichtig, so beispielsweise die Breite des Streifens, das Gefälle des Geländes, die Bearbeitungsart des nebenliegenden Feldes und die Lage zur Straße. Angestrebt wird eine Vernetzung der einzelnen Blütenraine untereinander.

Bearbeitung der Wegraine

Passende Wegränder werden für die Einsaat vorbereitet und mit regionalem Saatgut eingesät, um die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften nicht zu verfälschen. Die Streifen müssen einmal im Jahr gemäht und das Mahdgut abtransportiert werden.

Monitoring

Die Entwicklung der blühenden Wegraine und auch der Insektenzusammensezung wird im Projektverlauf regelmäßig kartiert. So kann bei Bedarf auch eine Anpassung in der Pflege der Flächen stattfinden, um die Ausbreitung von unerwünschten Arten (z.B. Brombeeren) zu verhindern.

Langfristige Pflege

Die eingesäten Raine sollen auch über den Projektzeitraum hinaus gepflegt werden, damit der Artenreichtum erhalten bleibt. Hierzu werden mit den Landwirt*innen einzelne Pflegekonzepte abgestimmt.

Die Arbeit der Hochschule

Das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (IZNE-HBRS) hat die Aufgabe, einen wissenschaftsbasierten Dialogprozess zwischen den Kommunen, den Landwirten und der Zivilgesellschaft zu ermöglichen.

Die Dialoge zwischen den einzelnen Akteuren sollen einerseits die Lösung eines kollektiven Problems unterstützen und andererseits das Wissen über die Prozesse zur Entscheidungsfindung verbessern. Die Beteiligung von Akteuren an der Entscheidungsfindung im Umweltbereich ist von entscheidender Bedeutung, um einen Konsens herzustellen.

 

Wissenschaftliche Methodik

Um Erkenntnisse über die unterschiedlichen Perspektiven und Meinungen der Beteiligten zu gewinnen, wird die Q-Methode eingesetzt. Diese Methode untersucht die Subjektivität der Akteure durch einen gemischten qualitativ-quantitativen Ansatz.

Zuerst werden durch Recherchen Aussagen und Meinungen der Aktuere gesammelt und dann über die Befragung von Experten validiert. Nach der Auswahl und Kategorisierung der Aussagen und der Identifizierung der Studienteilnehmer werden diese gebeten, die Aussagen nach ihrer Einschätzung zu ordnen. Die Ergebnisse aller Teilnehmer werden statistisch ausgewertet und den Stakeholdern zur Klärung und zum Aufzeigen der unterschiedlichen Meinungen und Argumente präsentiert, um den Dialog zu gestalten.

Parallel zu den oben genannten Aktivitäten hat das IZNE-HBRS die Aufgabe, das Modellprojekt und den Dialog in der Öffentlichkeit durch die Entwicklung von Inhalten für verschiedene Medienkanäle in Kooperation mit dem ETN e.V. und der Biostation Rhein-Sieg-Kreis zu präsentieren.